Praxistag
Landwirtschaft ohne Bodenbearbeitung - Utopie oder Realität

Menschen vor Rapsfeld

Egid Hennig praktiziert seit einigen Jahren mit Erfolg die Direktsaat, eine Ackerbaumethode ohne jegliches Grubbern, Pflügen und Eggen. Mehr als 50 Landwirtinnen und Landwirte waren zum Praxistag des AELF im Mai 2025 gekommen, um sich zu informieren und in Augenschein zu nehmen, wie dieser Betrieb seine Felder bestellt und das Bodenleben fördert.

„Der Boden ist unser wertvollstes Kapital und damit er das bleibt, sollten wir ihn in Ruhe lassen. Das ist die wichtigste Regel“, so Egid Hennig bei der Begrüßung der Teilnehmer. Hennig geht auf seinem Betrieb seit acht Jahren mit der Direktsaat einen Sonderweg: Er sät nicht in einen blanken oder für die Aussaat bearbeiteten Acker, sondern in die Reste der Vor- oder Zwischenfrucht ein.

Spezielle Maschine

Möglich macht dies eine spezielle Maschine, die mit hohem Schardruck einen schmalen Saatschlitz in den unbearbeiteten Boden zieht und das Saatgut direkt einlegt. Um das Wachstum der Jungpflanze zu fördern, gibt Hennig dem Saatkorn noch ein selbst hergestelltes Kompostextrakt mit auf den Weg.

Zwischenfrüchte sind unverzichtbar

Ein wichtiger Baustein des Systems Direktsaat sind die Zwischenfrüchte. Diese Pflanzen, die zwischen den eigentlichen Ertragskulturen auf dem Acker stehen, erfüllen vielfältige Funktionen. „Die Zwischenfrüchte ersetzen den Pflug“, so Hennig. Das umfangreiche Wurzelwerk lockert den Boden bis zu 1,5 Metern Tiefe, ohne aber wie beim Pflügen die gesamte Bodenstruktur - im wahrsten Sinne des Wortes - auf den Kopf zu stellen. Die stehenden Zwischenfrüchte bedecken den Boden und schützen ihn so vor Abtrag durch Regen und Wind und hoher Sonneneinstrahlung.

Diese Vorteile wissen auch Mäuse und Schnecken zu schätzen. Hier gibt es in manchen Jahren Probleme, berichtete Hennig auch über Herausforderungen, die sein Anbausystem mit sich bringt. Doch die Vorteile überwiegen. So sind die Zwischenfrüchte das wichtigste Futter für die Regenwürmer. Dass Hennig diese gut versorgt, konnten Studenten aus Triesdorf mit einer Bodenuntersuchung belegen: Etwa 2500 Kilogramm Regenwürmer pro Hektar Fläche, so das Ergebnis. Das entspricht rechnerisch fünf Großvieheinheiten, beispielsweise fünf Kühen, die auf der Fläche leben. „Man kann fast zuschauen, wie das Pflanzenmaterial in den Boden hereingezogen und verarbeitet wird“, berichtete der Landwirt über seine wichtigsten Verbündeten für ein aktives Bodenleben. Die vielen sichtbaren Regenwurmlöcher belegten dies eindrücklich.

Böden verkraften auch Starkregen gut

Die lebendigen Böden sind durch die vielen Regenwurmgänge offenporig und nehmen Niederschläge gut auf. „Früher bin ich nach dem Starkregen mit Sorge zum Acker gefahren heute bleibe ich entspannt. Das ist ein tolles Gefühl“, berichtete der Landwirt begeistert. Gerade mit Blick auf die Zunahme von Extremwetterereignissen durch den Klimawandel sei das ein unschätzbarer Vorteil.

Beim anschließenden Rundgang konnten sich die Besucherinnen und Besucher selbst ein Bild vom Zustand der Felder machen. Mehrfach zeigte Hennig Bodenprofile mit dem Spaten – ein lockerer, durchwurzelter Boden mit sichtbarem Leben überzeugte. Auch die Ergebnisse der jüngsten Nährstoffanalysen bestätigten: Die Direktsaat bietet optimale Bedingungen für das Pflanzenwachstum – und das zeigt sich auch bei der Ernte. „Die Umstellung bringt keine Nachteile bei den Erträgen und die Pflanzen sind insgesamt resilienter“, stellte Hennig klar. Auch haben Unkräuter durch die Zwischenfrüchte immer eine hohe Konkurrenz und haben es damit deutlich schwerer sich auszubreiten. Der Bedarf an Pflanzenschutzmitteln ist entsprechend geringer.

"Unser Boden ist das Wertvollste, was wir haben“, so Hennig.