Expertentreffen am AELF Karlstadt
Die Suche nach dem Baum der Zukunft
Expertengruppe für seltene Gehölze traf sich im Dienstgebiet des AELFs Karlstadt
Ob eine Aufforstung im Wald gelingt, hängt ganz entscheidend von der Qualität des Jungpflanzenmaterials ab. Die Baumschulen sind daher grundsätzlich sehr wichtige Partner der Forstwirtschaft.
Als Anfang der 2000er-Jahre der Speierling als seltene Baumart im Bereich der Forstdirektion Unterfranken gefördert werden sollte, standen die Förster vor dem Problem, dass über dessen Anzucht wenig bekannt war. Denn es reicht oft nicht - wie der Laie denken mag - einfach die Samen in den Boden zu geben. Es gibt Saatgut, das erst eine Kältephase durchlaufen muss oder ganz spezielle Anforderungen an den Boden stellt, um überhaupt zu keimen. Die Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim wurde damals als Partner für die Anzucht gewonnen und ihr gelang es junge Bäume zu ziehen, die gesund heranwuchsen. Diese erfolgreiche Zusammenarbeit war die Geburtsstunde des Arbeitstreffens „Seltene Gehölze“. Mittlerweile ist ein Arbeitsschwerpunkt dieser Gruppe von Forstfachleuten aus ganz Bayern und der LWG, Baumarten zu finden, die mit dem Klimawandel zurechtkommen. Bei der diesjährigen Exkursion der Experten war das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Karlstadt Gastgeber. Fünf Waldstandorte in unserer Region mit seltenen Baumarten standen auf dem Besichtigungsprogramm.
Schwieriger Standort im Stadtwald Alzenau
Hitzeverträglichkeit ist nicht das alleinige Erfolgsrezept
Können Eindringlinge ein Gewinn sein?
Eine Baumart, die ebenfalls nicht unumstritten ist, ist die Paulownia, der Blauglockenbaum. Auch sie gilt als möglicherweise invasiv und wird daher bei Neupflanzungen üblicherweise nicht eingesetzt. Auf einer Versuchsfläche der technischen Universität München im Gemeindewald Großostheim wurden vier verschiedene Arten angepflanzt. Auch wenn die Bäume teilweise eine stattliche Höhe aufwiesen, sahen die Fachleute den Baum kritisch. Er fordert einen hohen Pflegeaufwand, ist frostempfindlich und bildet gerne dürre Äste aus, die - wenn der Baum an Wegen und Straßen steht - für Mensch oder Auto gefährlich sein können.
Einmaliger Bestand an Zerreichen
„Es gibt kein einfaches Rezept für den Waldumbau, das hat auch diese Exkursion wieder gezeigt“, fasste Christoph Kirchner, Abteilungsleiter am AELF Karlstadt das Ergebnis zusammen. „Doch es gilt auch: Ohne Offenheit für neue Baumarten wird es nicht gelingen.“