Unterfränkischer Direktvermarktertag
Direktvermarkter trafen sich in Großostheim

Vertrauenskasse in einem Hofladen

Nach sechs Jahren Pause hatte unser Amt die Direktvermarkter aus Unterfranken im Januar 2025 in die Feierscheune der Familie Jakob in Großostheim eingeladen. Aktuelle Informationen, neue Marketingideen - besonders für die jüngere Generation - und ein Hofladenbesuch standen auf dem Programm.

Den Anfang machte Sabine Biberger vom AELF Ingolstadt-Pfaffenhofen. Sie betonte, dass einfache Einkaufsmöglichkeiten besonders wichtig sind. Automaten, moderne Bezahlsysteme und Vertrauenskassen ermöglichen den Verkauf rund um die Uhr. Die geringe Verkaufsfläche hat den Vorteil, dass das bayerische Ladenschlussgesetz hier nicht zur Anwendung kommt und somit ein 24/7-Verkauf möglich ist.

Ein Muss ist die Möglichkeit zur bargeldlosen Bezahlung, so die Referentin, denn diese steigert nachweislich den Umsatz. Gerade hochwertige Produkte wie Fleisch oder Käse werden dann häufiger gekauft. Vorteilhaft ist auch, wenn die Kundinnen und Kunden sehen können, wo die Produkte herkommen. Werbung auf dem eigenen Auto ist kostengünstig, hat eine hohe Reichweite und wird trotzdem zu wenig genutzt. Eine kurze Umfrage im Saal bestätigte dies. Außerdem beugen ein attraktives Umfeld und Bilder von Menschen im Verkaufsraum - gerne auch von der Landwirtsfamilie selbst - nachweislich Vandalismus vor. Frei nach dem Motto „The farmer is watching you“.

Legehennen im Freien
„Eier werden gern gekauft, wenn die Hühner im Blickfeld sind“, so Biberger.

PErsonen in einem Hofladen
Gemeinsame Sache machen für eine große Produktpalette
Welche Möglichkeiten gibt es die Angebote vieler landwirtschaftlicher Produzenten zu bündeln, um ein umfangreiches und dennoch regionales Sortiment anzubieten? Ein Pilotprojekt in Ruhstorf mit Betrieben aus dem Rott- und Inntal, das von der Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) begleitet wird, stellte Sophia Goßner vom LfL vor. Unter dem Namen „Kleeberger Kistl“ wird seit Januar 2023 von einem Gastwirt ein Laden betrieben, der mittlerweile von 21 Direktvermarktern beliefert wird. Ihr wichtigstes Fazit: Erfolg ist kein Selbstläufer. Es sind immer wieder Verbesserungen und Werbeaktionen nötig, um Kunden zu halten und neue zu gewinnen.

Ein ähnliches Verkaufssystem ist die Dorfladenbox aus Österreich. Mittlerweile werden 37 dieser vollautomatisierten, regionalen Selbstbedienungsläden im Franchisesystem betrieben. Den regionalen Produzenten eröffnen sich hierdurch zusätzliche Vertriebswege, während die Kunden von einer zentralen Verkaufsstelle mit einer großen Produktpalette profitieren. Julius Stintzing betreibt seit Juli 2023 eine solche Dorfladenbox in der Fränkischen Schweiz in Obernsees, in direkter Nachbarschaft zu einer Therme, einem Wohnmobilstellplatz wie auch einer Ortsverbindungsstraße. Knapp 30 Erzeuger liefern die Produkte aus einem Umkreis von unter 50 Kilometern.

„Regionalität ist ein absolutes Muss für uns“, so Stintzing. Was nicht im Umkreis produziert wird, kommt nicht ins Regal und es wird keine Industrieware angeboten. Voraussetzung für den Einkauf ist die Registrierung über eine App, die den Zugang zum Laden und die eigenständige Bezahlung ermöglicht. Ein häufiger Einwand gegen derartige Systeme ist, dass ältere Menschen mit der Nutzung einer App überfordert sind. Doch Stintzing hat andere Erfahrungen gemacht: „Meine Kunden zwischen 60 und 80 sind immer ganz begeistert, wie einfach der Einkauf funktioniert.“ Die Zahlen untermauern den breiten Kundenstamm: Etwa 3000 Menschen sind als Kunden registriert.

Person steht vor einer Leinwand
Mit Social Media junge Menschen als Kunden gewinnen
Social Media ist für die junge Kundschaft ein wichtiges Marketinginstrument. Unter „Caro`s Landleben“ lässt Carolin Gropp die Menschen an ihren Erfahrungen im Leben in der Rhön und auf dem Bauernhof, den sie mit ihrem Mann führt, teilhaben. Mehr als 4750 Follower informieren sich über Instagram und Facebook. Die Beiträge sind wichtig, um das Fleisch der Galloway-Rinder zu vermarkten. „Tierwohl ist bei jungen Menschen ein wichtiger Aspekt bei der Kaufentscheidung“, so die Erfahrung der Influencerin. Wenn die Follower sich selbst ein Bild machen können, wie die Tiere gehalten werden und das Gesehene sie positiv überzeugt, dann hat man sie oft als Kunden gewonnen.
Mehrere Personen stehen vor Gemüsekisten
Erdbeeren waren der Startschuss für den Hofladen
Den Abschluss der Veranstaltung machte ein Besuch im Hofladen des Betriebs Frohmader in Großostheim. Der Betrieb ist bei der Kundschaft vor allem wegen der Erdbeeren und des Spargels aus dem Bioanbau beliebt. „Wir wurden immer wieder angesprochen“, so die Juniorchefin Nicole Frohmader, „ob wir Erdbeeren nicht im Automaten anbieten könnten, damit sie ständig zur Verfügung stehen. Doch dafür sind diese Früchte zu sensibel.“ Im letzten Jahr wurde auf dem Betriebsgelände ein Hofladen mit Selbstbedienungskasse eröffnet, der von 6-21 Uhr geöffnet ist.

Auch außerhalb der Erdbeer- und Spargelsaison wird der Laden gerne besucht, denn er bietet ein umfangreiches Sortiment an Obst, Gemüse, Molkereiprodukten und Trockenware. Viele Waren werden zugekauft, denn nur mit einem breiten Sortiment gelingt es die Verbraucher zu gewinnen. Zum Abschluss gab Hilde Frohmader den Berufskolleginnen und -kollegen noch einen wichtigen Hinweis mit auf den Weg: „Ein Hofladen bedeutet auch, dass fremde Menschen auf meinen Hof kommen, das sollte einem bewusst sein.“ Die Frohmaders selbst freuen sich über ihre Kunden, die gerne auch mal das persönliche Gespräch mit ihnen suchen.